Wassertrinken

Wassertrinken

Und da war noch …

... die Sache mit dem Was­ser­trin­ken

Ein Beitrag unserer Kolumnistin C. Eißing

In einem Wickrather Lokal wurde ich kürzlich ungewollt Ohrenzeuge einer Art 'Sturmflut im Wasserglas'. Für ein Glas Wasser im Lokal extra zahlen? Das passte dem Gast ganz und gar nicht, woraufhin er lautstark protestierte. Hatte er wirklich Grund dazu?

Wasser ist ein kostbares Gut. In vielen Regionen unseres blauen Wasser-Hei­mat­pla­ne­ten ist es wertvoller als Öl und Gold, weil so gut wie nicht vor­han­den. Wir hingegen haben (noch) ge­nug davon. Deshalb wird es auch täg­lich achtlos und wie selbst­ver­ständ­lich vergeudet. Wie viele Trilliarden Schluck Wasser werden z.B. täglich in die Toi­let­ten gespült, von tropfenden Häh­nen nicht zu reden.

Wenn man nun für ein köstliches sauberes Glas Wasser extra zahlen muss, so schärft das eigentlich nur den Blick dafür, dass Wasser etwas Be­son­de­res ist. Wunderschön. Kostbar. Trans­pa­ren­tes Nassgold. Zeit für acht­sa­mes Trinken. Wie lautet der be­kann­te Spruch: 'Was(ser) nichts kos­tet, ist auch nichts wert!' Wasser ist aber sehr viel wert. 50 Cent für ein Glas Wasser ist zu teuer?! Ein Liter stinkender Diesel kostet mehr als das Dreifache und kein Mensch regt sich darüber auf. Und was schaufeln wir tagtäglich ohne Murren so in uns hinein, das bedeutend mehr kostet und wesentlich ungesünder ist als Wasser?! Versteh einer diese Welt! Es rinnt vermutlich noch viel Wasser den Rhein hinunter, bis wir klüger und sorgsamer mit unseren Ressourcen umgehen.

Leider vergessen viele Menschen das (Wasser)-Trinken, obwohl bewiesen ist, dass eine ausreichende Wasserzufuhr für Körper und Geist so wichtig ist. Auch die Haut wird viel besser, die Denk­leis­tung wird gefördert, der ganze Stoff­wechsel kommt auf Trab. Und trotz­dem vergessen wir es ganz oft.

Dabei gibt es zwei einfache Tricks zur Erinnerung:

  1. Eine Flasche Wasser neben sich zu stellen, und natürlich mitzunehmen, wenn man den Platz wechselt.
  2. Nach jedem Händewaschen (mo­men­tan ja ohnehin häufiger als vor der Pandemie) einfach ein Glas Wasser trinken.

Nach ein paar Tagen funktioniert es meist schon automatisch.

Wer sich nun fragt, ob man Leit­ungs­wasser bei uns wirklich be­den­ken­los trinken kann und es eine echte Alternative zu Mineralwasser dar­stellt, dem sei gesagt: JA! Es ist sogar nicht nur unbedenklich, sondern zugleich ökologisch sinnvoll. Das Forum Trink­wasser e.V. setzt sich seit vielen Jahren dafür ein, dass die Bevölkerung vermehrt Leitungswasser als Durst­lö­scher verwendet.
Leitungswasser hat überall in Deutsch­land eine sehr gute Qualität. Sofern keine Bleileitungen im Haus liegen, kann man es bedenkenlos trin­ken. Wer im unsanierten Altbau wohnt und Zweifel hat, sollte sich bei seinem Eigentümer informieren. Übri­gens: Bleileitungen sind durch an­ge­pass­te Grenzwerte bereits seit Ende 2013 verboten. Zudem konstatiert das Umweltbundesamt, dass Blei­lei­tun­gen in Deutschland kaum noch ein Problem sind.

Weiterhin ist Flaschenwasser qualitativ nicht unbedingt besser als Lei­tungs­was­ser. Auch bei Fla­schen­was­ser gab es im Jahr 2021 laut Stiftung Warentest qualitativ einiges anzumerken. So hieß es z.B.: 'Kritisches aus der Flasche. Stilles Mineralwasser: Nicht einmal jedes Zweite ist gut. Einige haben ein Problem mit Keimen, andere mit bedenklichen Stoffen.'
Wer also denkt, dass er mit Fla­schen­was­ser besser fährt, der liegt wo­mög­lich nicht immer richtig.

Leitungswasser ist in Deutschland ein äußerst gut kontrolliertes Lebensmittel. Dies gewährleistet die Trink­was­ser­ver­ordnung, die dafür sorgt, dass unser Trinkwasser keinerlei Schad­stoff­grenz­wer­te überschreitet. In ihr ist auch genau festgelegt, auf welche che­mi­schen, biologischen und phy­si­ka­li­schen Parameter das Wasser von den Wasserwerken regelmäßigen un­ter­sucht werden muss. Die Was­ser­wer­ke unterliegen der Aufsicht der Gesundheitsämter, und sie sind dafür verantwortlich Schadstoffe aus dem Wasser herauszufiltern. Alles kann in der Tat nicht herausgefiltert werden, aber der Anteil der Schadstoffe in unserem Leitungswasser ist so gering, dass er keinen Effekt mehr auf unsere Gesundheit hat. Es gilt: 'Trinkwasser muss unbedenklich ein Leben lang trinkbar sein', so die Formulierung der Behörden. Entsprechend streng sind also die gesetzlichen Vorschriften.

Übrigens: Mineralwasser enthält trotz seines Namens nicht unbedingt mehr Mineralien als Leitungswasser. Wie beim Trinkwasser ist der Mi­ne­ral­stoff­ge­halt des Wassers von der Re­gion abhängig, aus der es stammt. So hieß es zum Beispiel in einem Test-Magazin der Stiftung Warentest: '2.241 Mil­li­gramm Mineralstoffe pro Liter enthält das mi­ne­ral­stoff­reichs­te Fla­schen­was­ser. Die meisten haben weniger als 500 Milligramm. Da enthält sogar manches Leitungswasser im Test mehr – meist bis zu 572 Milligramm je Liter.' Unabhängig davon ist es ohnehin am einfachsten, seinen Mi­ne­ral­stoff­be­darf über feste Nahrung zu decken. Bereits durch den Verzehr einer Scheibe Emmentaler Käse deckt ein Erwachsener beispielsweise seinen Tagesbedarf an Calcium zur Hälfte. Um diese Menge an Calcium über Wasser aufzunehmen, müsste er zirka fünf Liter Mineralwasser mit einem durch­schnitt­li­chen Calciumgehalt oder 13 Liter Leitungswasser trinken, sagt das Forum Trinkwasser. Wer macht denn so etwas?

Weil das Thema rund ums Klima so aktuell ist und viele darauf achten wollen: Die Klimabelastung durch Mineralwasser in Deutschland ist wesentlich höher als durch Leitungswasser. Denn zum einen werden für Mineralwasser Flaschen produziert, die auch wieder entsorgt werden wollen, zum anderen wird es meist gewisse Strecken transportiert, teilweise sogar vom Ausland (!) importiert, so dass der sogenannte CO2-Fußabdruck erheblich höher ist als bei Leitungswasser. Ganz abgesehen davon, dass anderen Ländern wortwörtlich das lebensnotwendige Wasser abgegraben wird. Siehe hierzu den Bericht des ARD-Weltspiegels auf YouTube.

Zu guter Letzt ist noch der finanzielle Aspekt ein Argument. Leitungswasser ist circa 100 mal preiswerter als Mineralwasser aus Flaschen und wird so ganz nebenbei auch noch direkt frei Haus geliefert. Das Schleppen von Kisten und schweren Flaschen kann man sich sparen. Auch muss man keine Lieferdienste in Anspruch nehmen.

Leitungswasser ist damit wirklich ein toller Durstlöscher, ganz ohne Kalorien. Er kann den Flüssigkeitsbedarf her­vor­ragend decken. Da bietet es sich doch wirklich an, öfter mal zum Lei­tungs­wasser zu greifen, oder?!

Zum Schluss noch ein wichtiger Tipp:

Wasser, das lange in Leitungen steht, ist nicht mehr richtig frisch. Wasser zum Trinken deshalb immer erst mal so lange laufen lassen, bis es kühl aus dem Hahn kommt. Der erste Wasserschwall (zum Beispiel nach einem Urlaub) muss aber nicht sinnlos in den Abfluss fließen, sondern kann unter anderem zum Blumengießen oder Putzen benutzt werden.

Unsere Kolumnistin

Claudia Eißing


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