Bücher

Bücherwurm

Und da war noch …

... die Sache mit den Büchern

Ein Beitrag unserer Kolumnistin C. Eißing

Hiermit oute ich mich! Ich heiße Claudia Eißing und bin bibliophil.

Ich stehe dazu, denn ich stehe auf Bü­cher. Tatsächlich sitze ich meistens vor ihnen. Vor den echten, die den Na­men Buch noch verdienen. Die aus Pa­pier und nicht diese E-Books - wie das schon klingt! So künstlich und ohne Seele, einfach nicht mein Geschmack. Ich mag diese voll­blätt­ri­gen Schön­hei­ten, reich an kost­baren Wor­ten. Ich will sie be­rüh­ren können, sie öff­nen dürfen, über ihre Rücken streicheln, sie riechen und zwischen meinen Fingern spüren. Sie regelrecht entblättern. Je mehr, desto besser. Deshalb treibe ich mich so oft wie möglich in ihren Freu­den­häu­sern herum. Weil, zum Glück, käuflich sind sie alle. Die Bücher. Buchhandlungen sind wirklich Häuser der Freude. Ich freue mich jedes Mal, wenn es wieder so weit ist und ich zum Schmökern und Kaufen eines betrete. Bücher sind Freunde, Zuhörer, Lehrer, Wurmlöcher in die Vergangenheit und in die Zukunft. Bücher sind die Katzen unter den Medien. Allein ihre An­we­sen­heit im Raum sorgt für Be­hag­lich­keit. Perfekt zum Innehalten, Sin­nie­ren, Versinken in eine Welt ohne Raum und Zeit.
Deshalb sind Bibliotheken auch Orte der Ruhe und Besinnung. Jedes Kloster legt größten Wert auf eine schöne und gut bestückte Bibliothek, die neben den Kir­chen die kunstvollsten Räume in al­len Stiften sind.

Ich lese auch gern zwischen den Zeilen. Und abseits der Zeilen, also abseits des eigentlichen Inhalts: Er­schei­nungs­jahr, Verlag, Erscheinungsort und welche Auf­la­ge es ist, z.B.: 4. über­ar­bei­tete Auf­lage. Bücher überarbeitet man, wenn es zum jeweiligen Thema neue Er­kennt­nis­se gibt. Oder sie werden sprach­lich ein wenig entstaubt, optisch mo­der­ni­siert, stilistisch renoviert usw. Der ur­sprüng­li­che Inhalt bleibt, denn der ist ja nicht schlechter geworden.
So stelle ich mir das auch bei uns vor. Die wievielte Auflage von mir bin ich? Nicht alles, bei dir oder bei mir, braucht man zu überarbeiten. Aber gewisse Dinge vielleicht schon. Vieles über­ar­bei­tet sich von selbst, ohne dass man etwas dafür tun muss. Das Leben sorgt dafür. Nicht nur das äußerliche Erscheinungsbild überarbeitet sich selbst­tä­tig. Wie ein Buch bekommt Jede(r) im Laufe der Zeit eine edle Patina. Hier und da auch ein paar Eselsohren und Knickfältchen. Das Haupt wird weiß und man selbst hoffentlich ein wenig weiser. Auch willentlich kann man die eigene Originalausgabe leicht überarbeiten. Selbstverständlich Schritt für Schritt. Im Grunde gibt es meist nicht viel zu Meckern, vielleicht hier und dort ein wenig Feinschliff. Im Charakterkapitel vielleicht ein paar Sachen streichen. Wie Hass, Rachsucht, Neid, Ungeduld, Jähzorn, Eifersucht … Sicher fällt ei­nem et­was ein. So kommen bis zum letz­ten Ka­pi­tel des Lebens einige überarbeitete Ausgaben zusammen. Wollen wir gemeinsam hoffen, dass es noch viele ge­ben wird.

Kurzum, ich bin ein be­ken­nen­der Bü­cher­wurm. Und du?

Unsere Kolumnistin

Claudia Eißing


    Weitere Kolumnen ...