Gereimtes zum Corona-Frühling

Gereimtes zum Corona-Frühling

Reihenhaus Quaratäne

Soeben noch ein Korken knallt,
gedämpftes Zwiegespräch erschallt.
Verräterisch an Nachbars Tischen,
gelegentlich Kronkorken zischen.
Seltsam schmeckt das eigene Bier,
Van Anderen wäre lieber mir.
In der Luft zartes Odeur,
schickt ein ferner ‚Smoker‘ her.
Heimlich und im Stillen,
herrscht hier okkultes Grillen.
Keiner will sich jetzt verraten,
Virologen riechen schnell den Braten.
Die Geselligkeit ist nun verpönt,
so langsam bin ich dran gewöhnt.
Doch als Gipfel nun zum Schluß:
Vom Schatz mit Mundschutz einen Kuss.

Wolfgang Schmidt

Shutdown

Von guten Geistern ganz verlassen,
pfeift der Wind durch leere Gassen.
Leut' verschanzt hinter Fassaden,
Schreck und Angst die Barrikaden.
Verwaist sind Läden und Boutiquen,
Fensterpuppen traurig blicken.
Kein neues Handy, kein Tattoo,
selbst die Kirche hat jetzt zu.
Ganz isoliert von allen Lieben,
muss man Sozial-Askese üben.
Wer nicht gehamstert hat bei Zeiten,
der wird in den Notstand gleiten.
Hoch anarchisch unsre Welt,
wär‘ nur aus Esspapier das Geld.
Zum Glück hat ‚Tante Emma‘ offen,
das lässt auf Klopapier uns hoffen.

Wolfgang Schmidt

Frühjahrsputz

Sonnenstrahlen finden nun
den Weg zu uns herab,
waren lange Zeit verschwunden,
da wurde auch der Frohsinn knapp.
Jetzt wärmt sich auf die Seele
verdrängt sind alle Schatten,
vergessen die Querelen
und Sorgen, die wir hatten.
Wie bei Staub auf den Regalen
und Schlieren auf dem Glas,
man merkt erst durch die Strahlen,
was man zu tun vergaß.

Wolfgang Schmidt

Winter ade

Wenn die ‚Kärcher‘ kraftvoll singen,
Tulpen aus der Scholle dringen,
der Meiser auf der Meisin sitzt,
ein Igel erste Würmchen schlitzt.

Wenn Amseln lüstern tirilieren
und zum 'menscheln' inspirieren.
Grün sich aus dem Totholz drechselt,
der Nachbar seine Reifen wechselt.

Wenn Sandalen samt den Grillgeräten
mit Feinripp in Erscheinung treten
und nachts ist eine Stund‘ gestohlen,
dann ist Sommerzeit befohlen.

Wolfgang Schmidt

Hurtige Blüte

Kurz nur die Magnolienpracht,
kommt und schwindet über Nacht.
Es sind blühende Fanfaren,
die den Frühling offenbaren,
verkünden uns die frohe Zeit,
voll Sommerlust und Leichtigkeit.
Doch auch Ruin und Niedergang
zeigen bald die Blüten an,
wenn Sie kraftlos und gemein,
auf Kommando nieder schneien.

Wolfgang Schmidt

Frühlingsgefühle

Sanfte Luft, bin guter Dinge,
es flattern erste Schmetterlinge,
zitronengelbe, pfauenbunte,
bringen frohe Frühjahrskunde.

Hummeln torkeln zu den Blüten,
die erste Pollenschätze hüten
und überall ein Sprießen, Grünen,
als wollt' Natur den Winter sühnen.

Da reißt es mich vom Chaiselongue,
denn Frühlingstriebe stecken an,
das Gurren, Flattern auf den Zweigen,
lässt Turteltauben mich beneiden.

Wolfgang Schmidt