Gut Heimendahl

Ausflug zum Gut Heimendahl alias Haus Bockdorf

   12. Oktober 2019

Neue Wege für alte Tierrassen

Im strahlenden Sonnenschein eines herrlichen Herbsttages verbrachten wir vergnügliche und interessante Stunden auf Gut Heimendahl in der Nähe von Kempen.

Aber wieso hat das weitläufige Anwesen gleich zwei Namen?
Zur Erklärung hilft ein Blick in die Historie.
Die erste urkundliche Erwähnung datiert bereits auf das Jahr 1358. Der Name "Bockdorf" leitet sich vom nie­der­deut­schen Bökendorf ab, was Bu­chen­dorf bedeutet. Und tatsächlich werden die Forstflächen neben dem angrenzenden englischen Land­schafts­park von sehr alten Bu­chen­be­stän­den beherrscht.
Anfang des 18. Jahrhunderts erwarben die Herren von Loewenich diesen großen landwirtschaftlichen Betrieb und errichteten ein imposantes Herrenhaus im neoklassizistischen Stil.
Die beiden Löwenfiguren am Eingangstor sind stumme Zeitzeugen.
Im Jahre 1874 kaufte der reiche Krefelder Kommerzienrat und Samtfabrikant Hugo Alexander Heimendahl das Gut und gestaltete das prächtige Herrenhaus unter anderem mit der heutigen Backsteinfassade und neugotischen Elementen aus.

Natürlich steht ein solch großes historisches Anwesen unter Denk­mal­schutz und ist mit Ackerbau und Viehzucht allein nicht mehr zu unterhalten. Zu­sätz­li­che Ein­nah­me­quel­len sind unter anderem der be­kann­te Tag des offenen Hoftores, das Rit­ter­spek­ta­kel, die Vermietung von Räum­lich­kei­ten für Betriebsfeiern, sowie das allseits beliebte und sehr üppige Samstags-Suppen-Essen, zu dem wir uns nach der einstündigen lehrreichen Führung angemeldet hatten. Nicht zu vergessen der überreich ausgestattete Hofladen zur Vermarktung der eigenen Produkte wie Honig, Säfte, Fleisch, Wurstwaren, Felle, Strickwaren, Bienenwachskerzen, saisonalem Obst und Gemüse und und und ...

Durch die Führung lernten wir nicht nur die unterschiedlichen Geflügel- und Schafrassen wie Zackelschaf, Bent­hei­mer Land­schaf, Jakobsschaf oder Schwarzkopf Fleischschaf kennen, denn hier wird insbesondere auf die Haltung und Erhaltung alter, vom Aussterben bedrohter Tierrassen Wert gelegt, die zwar deutlich weniger anfällig für Krankheiten, aber nicht auf Hochleistung ausgerichtet sind.
Das macht das Gut Heimendahl zu Recht zu einem zertifizierten Archehof.
Die Gruppen von Bronzeputen, Grasmastgänsen und anderem Geflügel, das in frischer Luft unter Streuobstwiesen spaziert oder auch die putzmunteren Schweine, die in großen, mit Stroh ausgelegten Koben spielt, werden uns noch lange in guter Erinnerung bleiben.

Massentierhaltung ist hier ein Schimpfwort - und das ist gut so!
Selbstverständlich werden auch diese Tiere geschlachtet und wei­ter­ver­ar­bei­tet, und zwar direkt vor Ort und so stressfrei wie möglich, denn die aufwändige Haltung ist nur rentabel durch die Wertschätzung seitens der Kunden, sprich "Kaufen und Genießen" ... und das macht tatsächlich Sinn.

Claudia Eißing

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