Neanderthal-Museum
Woher kommen wir? Wer sind wir? Wohin gehen wir?
21. Februar 2020
Im Oktober 2016 eröffnete das bekannte Neanderthal-Museum in Mettmann nach umfangreicher Erneuerung seine Tore. Das Hauptaugenmerk liegt nun weniger auf dem Zur-Schau-stellen von diversen Fundobjekten, sondern auf dem nicht zu leugnenden Aspekt, dass alle Besucher tatsächlich Teil einer großen Menschenfamilie sind.
Die 1,5stündige, gebuchte Führung leitete uns in 5 Abschnitten durch die Dauerausstellung 'Eine Reise durch die Zeit' mit der gigantischen Holzkonstruktion aus Dreiecken, die den menschlichen Stammbaum darstellt.
Hier finden wir auch eindrucksvolle Figuren wie 'Lucy', den 'Turkana-Boy' und ganz besonders 'Mr. 4%', die über Audiotexte ihre persönlichen Geschichten erzählen. Diese lebensgroßen Figuren wurden auf Grundlage der gefundenen Humanfossilien mit wissenschaftlichen Methoden aufwändig rekonstruiert.
Sich neben die lebensechte, mit Anzug und Krawatte korrekt gekleidete Figur des 'Mr.4%' zu stellen, veranschaulicht deutlich unsere genetische Gemeinsamkeit. So trägt jeder nicht aus Afrika stammende Mensch tatsächlich bis zu 4% des Neanderthal-Genoms in seiner DNA. Das heißt, wir haben bis zu 4% unsrer Gene direkt von den Neanderthalern geerbt, unser Erbgut ist sogar insgesamt zu 99,7% identisch. Ihm verdanken wir z.B. unsere helle Haut, Augenfarben, die Dichte des Haares, Enzyme zum Fettabbau und sogar Teile unserer Immunabwehr.
Ein weiteres Highlight ist das neue Spiegelkabinett. Darin begegnen die Besucher unmittelbar unserem Vetter, dem Neanderthaler, und spiegeln sich vielfach mit ihm gemeinsam, was die enge Verwandtschaft verdeutlichen soll.
Die Modelle von Ausgrabungsflächen und Laborinstallationen samt vielen aufwändigen Forscherboxen zeigen, wie archäologische Wissenschaftler und Paläontologen versuchen unsere Vergangenheit akribisch zu entschlüsseln.
Am Ende des Rundgangs scheint ein tonnenschweres Kino-Element unter der Decke eines dunklen Tunnels zu schweben. Darin teilen uns Menschen aus aller Welt in Filmen ihre Haltung zu Grundthemen unserer Existenz mit, wie Glück, Liebe, Tod. Damit greifen sie die drei Grundfragen auf, die das Neanderthal Museum zu beantworten versucht:
Woher kommen wir? Wer sind wir? Wohin gehen wir?
Die Fotostation nahe dem Café, in dem wir eine wohlverdiente Pause einlegten, bietet die Möglichkeit, sich inmitten der Menschenfamilie aus Zeitgenossen und Vorfahren aufs Ledersofa zu setzen und ein Familienfoto als Erinnerung mitzunehmen.
Im Kellergeschoss befindet sich zur Zeit die Sonderausstellung 'Gladiatoren - Helden der Arena' mit lebensgroßen Figuren in originalgetreuer Kampfmontur und echten römischen Exponaten, die das Leben der Gladiatoren veranschaulichen.
Fazit: Allen hat der Besuch bei unseren Vorfahren sehr gut gefallen ... Wir kommen gern wieder!
Claudia Eißing