Papiermuseum Düren 2020

Papiermuseum Düren

   19. Februar 2020

'Das geht auf keine Kuhhaut!'

Bestimmt hat Jede(r) schon einmal den obigen Ausdruck gehört ... aber woher kommt er eigentlich? Die Antwort da­rauf und viele erstaun­liche In­for­ma­tio­nen bekamen wir heute von der net­ten Mu­se­ums­füh­rer­in, die uns fast 2 Stun­den mit Wissen und Tat zur Seite stand.

Menschen hatten immer schon das Be­dürf­nis etwas Wichtiges an die Nach­welt weiterzugeben. Dies geschah meist als mündliche Über­lie­fe­rung. Aber Jede(r), der als Kind einmal 'Flüs­ter­post' gespielt hat, weiß, dass am Ende meist etwas völlig anderes herauskommt, als ursprünglich gesagt wurde ... für wirk­lich wichtige Themen also denkbar un­ge­eig­net.

Gut, dass irgendwann eine Art Schrift­form entstand.
Zunächst als mühsames Ritzen in große Steine, die wir heute zum Teil noch fin­den können. Allerdings haben diese 'Hin­kel­steine' den Nachteil, dass sie verwittern und vor allem überhaupt nicht transportabel sind.

Die nächste Stufe waren Papyrus, der in unseren Breiten nicht wächst, und kleine Tontäfelchen. In den feuchten Ton kon­nten problemlos Zeichen geritzt werden, zudem waren sie transportabel. Eine tolle Idee ... wenn sie nur nicht so leicht zerbrechlich gewesen wären.

Es musste also etwas Stabileres her ... Leder! Dies schien für lange Zeit die Lösung aller Probleme zu sein. Schafs- und Ziegenleder wurde bevorzugt und die gespaltene Haut als sogenanntes Per­ga­ment eingesetzt. Kuhhäute wur­den eher selten genommen.

Diese wählte nur Derjenige, der be­son­ders viel zu sagen hatte ... manch­mal soviel, dass es nicht auf eine Kuhhaut ging!
Ein großer Vorteil, aber auch ein Nach­teil lag darin, dass man die Tinte auf dem Pergament wieder vorsichtig abkratzen konnte. Dies bedeutet zum einen einen Mehrfachnutzen der teuren Haut. Auf der anderen Seite gab es sicherlich die ersten Fälscher, die nur einen Teil der Botschaft entfernten und durch Anderes ersetzten, ganz im Sinne des Auftraggebers.
Ein Beispiel?

Prinz Popanz heiratet Prinzessin Schönegund

Und nun kommt der skupellose Fäl­scher, kratzt die Rose weg und schreibt statt dessen: NICHT !

Ich bin sicher, dass ihr euch die möglichen dramatischen Verwicklungen vorstellen könnt.

Die Prinzessin ist entehrt, der Vater der Braut ist empört, vielleicht wird sogar ein Krieg angefacht. Und alles nur wegen der Ausradierung.

Die Chinesen, damals noch verschont vom Corona-Virus, waren klüger. Sie hatten vor mehr als 2000 Jahren bereits das Papier erfunden und das Geheimnis der Herstellung sehr lange bewahrt. Doch irgendwann wanderten die Kenntnisse über die Seidenstraße nach Europa, und eine bis heute anhaltende Begeisterung für Papier nahm ihren Anfang.

Schon das Gebäude des Museums in Düren erinnert an ein gefaltetes Stück Papier, ebenso finden sich hier Wasserzeichen und Prägung als wichtige Elemente der Pa­pier­her­stell­ung. Dieses Konzept wird auch im Inneren des Baus konsequent umgesetzt. Jede(r) ist eingeladen das Thema Papier durch Erleben, Entdecken und Erproben in allen Facetten kennenzulernen. Neben zahlreichen Erklärungen zur Herstellung des Papiers (heutzutage vorwiegend aus por­tu­gie­si­schem Eu­ka­lyp­tus­holz mit Lang- und Kurzfasern; je nach Ver­wen­dungs­zweck mit diversen Füll-, Farb-, Glätte- und Leimstoffen versetzt) und seinen unglaublich vielfältigen Ver­wen­dungs­mög­lich­kei­ten, er­staun­te der Ausblick auf neue Rohstoffe wie Gras usw.

Beim traditionellen Papierschöpfen stiegen wir praktisch in das Handwerk des Papiermachens ein. Ver­schie­dene Was­ser­zeichen-Motive standen dabei zur Auswahl. Unter Anleitung der Mu­se­ums­führerin wurde nun der wässrige Zell­stoff mit einem fein­ma­schi­gen Sieb aus der Bütte ge­schöpft, dann kurz gerüttelt und mit vorsichtigem Schwung gegautscht, sprich auf ein Tuch gekippt, um schließlich mit einem zweiten Tuch bedeckt zu werden.

Nachdem Jede(r) sich als mehr oder weniger erfolgreicher Papiermacher versucht hatte, wurde der gesamte nasse Stapel unter eine Presse geschoben und mittels Armkraft am langen Hebel regelrecht ausgewrungen. Schlussendlich durfte Jede(r) ihr/sein Exemplar, zwecks weiterer Trocknung zwischen Zeitungspapierlagen verpackt, mit nach Hause nehmen.

Durch diese langwierige Prozedur wurde am Ende die Zeit leider zu knapp, um eine der unterschiedlichen Sammlungen des Museums zu bewundern. Hier finden sich unter anderem 16-lagige Katagamis mit ostasiatischen Motiven (Färbeschablonen zum Dekorieren von Kimono-Seide für die gesellschaftliche Oberschicht) und Sammlungen von historischen Wasserzeichen, von auf­wändig gestalteten Vi­si­ten­karten und Guckkastenbildern sowie eine Ab­tei­lung für moderne Papierkunst.

Auch aus diesem Grund ist ein zweiter Besuch des Papiermuseums Düren unbedingt empfehlenswert, zumal man das nebenan befindliche Leopold-Hoesch-Museum mit dem gleichen Ticket aufsuchen kann.

Claudia Eißing

Bildergalerie

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