Stadtführung Neuss
Stadtführung 'Das historische Neuss'
21. September 2020
Am Hauptportal des spätromanischen, im Jahre 1209 erbauten Quirinus-Münsters in Neuss trafen wir Herrn Freisberg, der uns als ehemaliger Geschichtslehrer mit viel Hintergrundwissen für knapp 2 Stunden zu den historischen Stätten in der Innenstadt führte.
Auf dem Freithof wurden wir vom melodischen Glockenspiel 'Tochter Zion, freue dich' mit 27 Figuren am Giebel des Vogthauses und anschließendem Glockengeläut des altehrwürdigen Münsters empfangen.
Der 1984 durch den Kölner Künstler Pechau erschaffene Quirinusbrunnen zeigt neben Marktgütern vor allem die unterschiedlichsten Pferde, da Quirinus als Schutzpatron der Pferde, Rinder und Ritter und hilfreich gegen Bein- und Fußleiden, Gicht, Lähmung, Eitergeschwüre, Hautausschlag, Pest, Ohrenschmerzen, Kropf, Fisteln, Knochenfraß und Pocken gilt. An den eigentlichen 'Pütz' mit dem angeblich heilkräftigen Wasser, welches Pilger aus Nah und Fern nutzten, erinnert nur noch eine Bodenplatte.
Das Hauptportal des Münsters war ausschließlich der Äbtissin des nahegelegenen Stifts und der hohen Geistlichkeit vorbehalten - die Pilger und die Bevölkerung nutzten das reicher ausgearbeitete Südportal. Seit 1995 ist hier eine vom Kölner Bildhauer Elmar Hillebrand geschaffene Tür eingelassen, die der Neusser Bürgerschützenverein gestiftet hat und alle Schutzheiligen seines Regiments darstellt sowie einen lebhaften Eindruck des Schützentreibens vermittelt, samt Liebespaaren und Betrunkenen.
Aber selbst hier an dieser Pforte hat der Fehlerteufel zugeschlagen ... ich sage nur 'Anno DOMMINI'.
Vor dem Portal steht von demselben Künstler eine Statue des Neusser Bürgers und Kölner Erzbischofs Joseph Kardinal Frings aus dem Jahr 1998, der seiner Heimatstadt zeitlebens verbunden blieb. Er wurde sogar im Duden verewigt mit dem Wort 'fringsen' ... dem erlaubten Stehlen aus blanker Not.
Wir erfuhren so manches über die Neusser Schützenvereine und ihre vielfältigen Traditionen, sahen den Marktbrunnen gegenüber dem Rathaus sowie die in den Boden eingelassenen Erinnerungsplaketten an das ehemalige Münzrecht.
An der Michaelstraße 69 fällt ein markantes Fachwerkhaus aus rot-braunem Backstein mit Spitzdach, großen Fensterfronten und roten Fensterläden ins Auge. Im Jahr 1571 wurde es erbaut — und ist damit das älteste Gebäude in Neuss.
Wir standen vor einigen sehenswerten Gebäuden, hörten die Geschichte der Klarissengasse, staunten über die Treppengiebel des Gasthauses Früh und beendeten unsere Führung am schaurigen Blutturm.
Nach soviel geballter Geschichte von den Römern bis in die Neuzeit hatten wir uns alle eine kleine Stärkung verdient.
Ich gebe gern zu, dass ich unsere Nachbarstadt jetzt mit anderen Augen sehe und Neuss sicher nicht zum letzten Mal besucht habe.
Claudia Eißing