Wassenberg

Wassenberg - ganz köstlich

   15. August 2019

Das Motto: Probier mal!

Diesmal hat sich unsere Städte­touren­gruppe auf etwas Neues und Unbekanntes eingelassen ... nämlich eine Wassen­berg-Tour unter dem Aspekt diverser Ver­kös­ti­gungen.
Die Häppchen und Schlückchen, die wir zum Probieren bekamen, waren nicht nur reichhaltig, sondern purer Genuss und haben unseren Gaumen und unsere Sinne rundum erfreut.

Wir trafen uns am Roßtor mit unserer Gästeführerin Therese Wasch, die während des kleinen Rundgangs stets In­ter­es­san­tes und Wissen­wertes über Wassen­berg zu berich­ten wusste. Das Roßtor ist das einzige noch erhaltene von ehemals drei Stadttoren.
Wir waren alle sehr gespannt, was da auf uns zu­kom­men würde, doch wir wurden keines­falls ent­täuscht ... ganz im Gegenteil.

Gegenüber der Kapu­zi­ner­gasse, die den Namen des im Rahmen der Säku­la­r­isie­rung zer­stör­ten Klos­ters trägt, erwar­teten uns gleich zwei freund­liche Da­men, die uns verwöh­nen wollten.
Rechter Hand die nette Inhaberin des Cafés "Gedöns" mit Kara­mell-Li­kör und Flamm­kuc­hen-Muf­fins, sowie linker Hand die Eigentümerin des Deko-Geschäftes "ideen-Reich" mit einem kühlen Cocktail namens Golfer plus To­ma­ten-Mozza­rel­la-Spieß­chen. Natür­lich waren wir ein­ge­laden die Lo­ka­li­tä­ten aus­giebig zu besich­tigen. Wir staun­ten über das liebe­voll ein­ge­rich­tete kleine Café voller hand­ge­ar­bei­te­ter Klei­nig­keiten und die aus­ge­falle­nen, hoch­wer­tigen Mit­bring­sel im Deko-Geschäft nebenan. Eigen­tlich verweil­ten wir viel zu lange, zumal sogar die Sonne heraus­ge­kommen war ... echtes Urlaubs-Feeling.

Schließlich zogen wir weiter, vorbei am ältes­ten Wassen­ber­ger Back­stein­haus aus dem 15. Jahr­hundert mit go­ti­schen Rund­bögen im Außen­mauer­werk und dem gegen­über lie­gen­den For­cken­beck-Haus. Oskar von For­cken­beck war ein reicher Pri­vatier, der die Welt bereist und dabei Zei­tungen gesam­melt hat, die in Aachen im äl­tes­ten Zei­tungs­mu­seum der Welt, zu be­sich­ti­gen sind. Außer­dem ließ er das Juden­bruch in einen Park um­ge­stal­ten, der heute noch viele Wan­de­rer und Spazier­gänger anzieht. Da­ne­ben be­fin­det sich das Haus "Het Jaastes" (Gast­haus) aus dem Jahre 1317, welches zu­nächst als Hos­pi­tal und spä­ter als Ar­men­haus ge­nutzt wurde.

Im "Alt-Wassen­ber­ger Gast­haus" wurden wir be­reits vom freund­li­chen Wirt und seiner Frau er­war­tet, die die Tische liebe­voll und üppig für uns ge­deckt hat­ten. Dort stan­den Brot, haus­ge­mach­tes Schmalz und pi­kan­te Bei­ga­ben. Das Gan­ze wurde ge­krönt von einer köst­li­chen pol­ni­schen Ro­te-Be­te-Sup­pe. Auch hier im ge­müt­li­chen Gast­raum lie­ßen wir es uns gut gehen und ver­ga­ßen ein wenig die Zeit.

Gut genährt und gewärmt tra­ten wir hi­naus in den strö­men­den Re­gen und machten uns auf Rich­tung Burg, dem Herz­stück Was­sen­bergs, mit seinem im­po­san­ten Berg­fried. Die untere Burg wurde 1740 als Wohn- und Ver­wal­tungs­sitz des Jü­li­cher Amts­manns er­rich­tet. Dort ist heute das Hotel und Restaurant "Burg Wassenberg" an­säs­sig, wo wir ganz feudal ins Ka­min­zim­mer ge­be­ten wur­den. Auch hier er­war­te­ten uns edel ge­deckte Ti­sche, an de­nen wir ganz vor­züg­lich mit einem por­tu­gie­si­schen Rosé und einem de­li­ka­ten Tel­ler mit sous-vide ge­gar­tem Och­sen­bra­ten an Lin­sen­sa­lat mit Mango und Rucola ver­wöhnt wur­den. Da­nach woll­ten wir gar nicht mehr diese gast­li­che Stät­te ver­las­sen.

Doch die wie­der­keh­ren­de Son­ne und die Er­war­tung eines wei­te­ren Aben­teuers ließ uns die Mot­te hinab­stei­gen und den letz­ten Teil des his­to­ri­schen Alt­stadt-Rund­wegs durch den trep­pen­för­mig an­ge­leg­ten wun­der­schö­nen Stadt­gar­ten hinun­ter zum al­ten Gon­del­wei­her spa­zie­ren. Rechter Hand sieht man einen Teil des so­ge­nan­nten "Küsters­Garten" mit seinen bo­ta­ni­schen Ra­ri­tä­ten, unter an­de­rem einen gewal­ti­gen Mam­mut­baum, sowie die Rück­sei­te der Stifts­kir­che St. Georg und die Res­te des Ver­lo­ren­en­turms, dem Ge­fäng­nis an der Stadt­mau­er für die zum Tode Ver­ur­tei­lten.

Nach we­ni­gen Mi­nu­ten er­reich­ten wir un­se­ren Ziel­ort, der sich über­ra­schen­der­weise als "Rauch Lounge" ent­puppte. Dort gibt es nicht nur ein um­fang­rei­ches Sor­ti­ment an Pfei­fen, Zi­gar­ren und exklu­si­ven Spi­ri­tu­osen, son­dern auch eine groß­zü­gi­ge Lounge sowie einen Win­ter­gart­en. Dank einer voll­elek­tro­ni­schen Be- und Ent­lüf­tung sowie einer Kli­ma­an­lage riecht man zum Glück über­haupt keinen Rauch! Ganz spe­ziell für Zi­gar­ren­lieb­ha­ber gibt es den größ­ten be­geh­ba­ren Humidor im Kreis Heins­berg, den wir na­tür­lich be­sich­ti­gen durf­ten. Das ein­drucks­vol­le Whiskey- und Rum­sor­ti­ment wurde von man­chem ge­tes­tet und für aus­ge­zeich­net be­fun­den. Ich glau­be, Ge­nuss­rau­cher könn­en dort bei einem pas­sen­den Ge­tränk ein wenig Luxus in den All­tag bringen.

Fazit:
Wir hät­ten nicht ge­dacht, dass eine klei­ne Stadt wie Was­sen­berg so viele außer­ge­wöhn­li­che und ab­wechs­lungs­rei­che Lo­ka­li­tä­ten zu bie­ten hat. Eine Schlem­mer-Füh­rung im Sin­ne von "Probier mal" ist da­her un­be­dingt em­pfeh­lens­wert.

Claudia Eißing